21.01.2025
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Griechenland: Erster Abschnitt der Metro Thessaloniki in Betrieb06.12.2024
Am 30.11.2024 wurde der erste 9,5 km lange Abschnitt der Metro Thessaloniki eröffnet. Vorausgegangen waren mehr als 40 Jahre Planungs- und Bauphase. Nach viel früheren, nicht umgesetzten Plänen war spätestens um 1980 klar, dass Thessaloniki vom Individualverkehr entlastet werden muss.
Da es von der Zentralregierung kein Geld gab und dafür umso mehr Parteienstreit, fing die Kommune Thessaloniki auf eigene Faust mit dem Bau an, das Vorhaben musste aber bald wieder gestoppt werden, u.a. wegen des Mangels an finanziellen Mitteln und technischer Probleme. Geblieben ist das nach dem damaligen Bürgermeister benannte „Kouvelas-Loch“, das bis heute permanent ausgepumpt werden muss.
2006 wurde dann unter „Elleniko Metro“ (griechische Metro), die auch für Athen verantwortlich ist, mit dem Bau der heute eröffneten Strecke, die quer durch die ganze Stadt vom Bahnhof im Westen bis nach Nea Elvetia im Osten verläuft, begonnen. Das war sicher die vernünftigste Streckenführung, die aber vielerlei Probleme mit sich brachte: Der Verlauf unter der heutigen „Egnatia Odos“ ist der Verlauf der historischen Römerstraße Via Egnatia, entsprechend wurden sehr viele und bedeutende archäologische Funde gemacht. Dies führte zwischen der Baufirma, Stadt und Denkmalschutz zu vielen Rechtsstreitigkeiten, die alle durch die Instanzen gefochten wurden. Schlussendlich wurden die Funde konserviert und zumindest teilweise zugänglich gemacht. Hinzu kam noch die Finanz- und Wirtschaftskrise. Entsprechend erhöhten sich die Kosten von ursprünglich 1 Mrd. EUR auf 3 Mrd. EUR. Dass dies jetzt geschafft ist, ist auch von nationaler Bedeutung, denn bereits zweimal „eröffneten“ Ministerpräsidenten im Wahlkampf die Metro, ohne dass diese fertiggestellt war.
Betrieben wird die Metro mit Fahrzeugen von Breda/Ansaldo, jetzt Hitachi Rail, die fahrerlos ähnlich der Metro Kopenhagen verkehren. Eine maximale Zugfrequenz von 2½ Min. ist möglich, man erhofft sich in der ersten Phase eine Entlastung des Zentrums von 57.000 Pkw pro Tag. Wichtig sind dafür auch günstige Fahrpreise – eine Fahrkarte kostet 60 ct.
Weitere Ausbauten sind in Arbeit, aktuell vor allem im Osten Thessalonikis bis hin zum Flughafen. Im Westen könnte es auch wegen der enormen Kosten andere Lösungen geben, z.B. Tram-Trains auf OSE-Gleisen.
Am Ende wurden rund 300.000 Gegenstände, Säulen, Wandstücke und Marmor-Artefakte ausgegraben, restauriert und in die Metro-Stationen integriert. Am eindrücklichsten ist dieses Vorgehen an der Station Venizelou im Stadtzentrum zu bestaunen: Mit 3.500 Quadratmetern Fläche gleicht sie eher einem Museum als einer Metro-Haltestelle.