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Politik

UTLC ERA: Deutsche Wirtschaft sucht Lösungen für einfachere Bahntransporte nach China
10.10.2019

Von: LOKReport


Wie nachhaltig die Potenziale der Eisenbahnverbindungen zwischen Europa und China sind, soll eine Studie ausloten, auf die sich beide Parteien im Rahmen des letzten EU-China-Gipfels verständigt haben.


Die so genannte Belt & Road Initiative (BRI) ist für die deutsche Wirtschaft von großem Interesse. Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf, betont im Gespräch mit Korrespondenten in Berlin: "Ich sehe es insgesamt positiv, dass es diesen Handel gerade auch auf der Schiene gibt. Die Schiene verkürzt den Weg um rund drei Wochen gegenüber dem Seeweg." Dass es in der Richtung von Europa nach China noch mehr Leerfahrten gebe als umgekehrt, findet Kempf nicht problematisch. Die ungleiche Auslastung der Züge liege auch an der Art der Güter, die importiert beziehungsweise exportiert werden, so Kempf.

Wirtschaftsvertreter bemängeln allerdings, dass die Belt & Road Initiative in den Bundesministerien eine untergeordnete Rolle zu spielen scheint. Das Bundeswirtschaftsministerium sei nach eigener Darstellung nicht zuständig und verweise Fragen an das Bundesverkehrsministerium.

Auch wenn sich das Bundeswirtschaftsministerium für nicht zuständig erklärt, die Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortentwicklung (GTAI, Germany Trade and Invest), die dem Ministerium untergeordnet ist und komplett dem Bund gehört, engagiert sich sehr wohl. Lisa Flatten, in der GTAI für Asien und Pazifik zuständig und gleichzeitig Sprecherin des Kongresses "Seidenstraße - Chancen erkennen und nutzen" von Anfang Oktober in Nürnberg, betont:

"Auch wenn die neuen und schnelleren eurasischen Eisenbahnrouten keine wirkliche Konkurrenz für den dominierenden Transport per Containerschiff darstellen, sind sie dennoch eine interessante Ergänzung zur Luft- und Seefracht." Zurzeit würden zwar noch mehr Waren aus China in Richtung Westen transportiert, doch nutzten mittlerweile auch deutsche Unternehmen aus fast allen Branchen die Bahntrassen für ihren Warentransport in Richtung Asien. "Die verbesserten Schienenverbindungen, aber auch der Ausbau von Straßen, Häfen und Flughäfen eröffnen deutschen Firmen und Logistikern eine Reihe neuer multimodaler Transportmöglichkeiten."

Ganz besonders beschäftigt sich der Ost-Ausschuss - Osteuropaverein der Deutschen Wirtschaft (OAOEV) mit den Perspektiven der Schienenverbindung. Ein Positionspapier befasst sich unter anderem mit dem Schienennetz, mit dem Belarus, Kasachstan, Russland und Polen in die Eisenbahnverbindung China - Westeuropa involviert sind. Bereits seit 2014 gibt es die rund 11.000 Kilometer lange Direktverbindung aus China nach Duisburg, über die rund 35 Containerzüge rollen - mit weiter wachsender Tendenz und deutlich kürzeren Fahrzeiten als Containerschiffe.

Auch wenn der Warentransport zwischen China und Westeuropa noch immer fast vollständig auf dem Seeweg läuft und knapp zehn Prozent per Luftfracht, steht der Ausbau der Eisenbahnkommunikation im Mittelpunkt der meisten Betrachtungen der BRI. Für China ist die Verbindung von seinen westlichen Provinzen nach Westeuropa besonders wichtig, weshalb der Bahntransport noch hoch subventioniert wird.

Das Positionspapier des OAOEV hebt ein Problem hervor: Ein Nadelöhr des Eisenbahnverkehrs sind demnach die Grenzübergänge für die Züge. Dabei geht es weniger um das Umspuren auf die unterschiedlichen Spurbreiten als vielmehr um praktische Fragen der Abfertigung. Hier müssten die Prozesse vereinfacht und Kapazitäten erhöht werden. Der OAOEV will dieses Thema aufgreifen und gemeinsam mit polnischen, belarussischen und russischen Logistikern und Bahnbetreibern praktische Lösungen für Brest und Kaliningrad entwickeln - und zwar ganz ohne politische Forderungen.