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Verkehrsbetriebe

Großbritannien: Die Kosten für HS2 könnten durch eine Streckenführung über Manchester verringert werden
02.07.2020

Von: LOK Report


Während das britische Verkehrsministerium (Department for Transport, DfT) infolge der Corona-Krise unter großem Druck der Öffentlichkeit steht, den Eisenbahnbetrieb wieder attraktiv und zuverlässig zu gestalten, wurden jetzt Pläne publiziert, welche die Kosten der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke HS2 verringern könnten.


Die neuen Vorschläge wurden einer von der Regierung beauftragten Überprüfung unterzogen, die vorsieht, die HS2-Verlängerung durch einen Tunnel unter Manchester hindurch zu führen, bevor sie weiter nach Bradford, Leeds, York und Newcastle verläuft. Damit würden die Pläne für HS2 mit dem vorgeschlagenen Projekt des sog. Northern Powerhouse Rail kombiniert, welches die Intercity-Verbindungen zwischen Manchester und York verbessern soll. Die neue Variante könnte die Kosten für HS2 in Milliardenhöhe senken, indem es der Regierung erlaubt, den östlichen Teil der Nord-Süd-Verbindung zwischen Birmingham, den East Midlands und Leeds zugunsten der Modernisierung bestehender Bahnlinien zu verschieben.

Die Regierung steht unter Druck, die Hochgeschwindigkeitsstrecke HS2, deren Kosten voraussichtlich weit über 100 Mrd. GBP betragen werden, zu kürzen und gleichzeitig der Modernisierung der Infrastruktur im Norden Vorrang einzuräumen. Boris Johnsons Versprechen, die Wirtschaft durch höhere Ausgaben im Norden "einzuebnen", bildete einen Eckpfeiler des letztjährigen Wahlkampfs.

Der Premierminister versuchte bereits im Februar, ein Jahrzehnt der Ungewissheit über HS2 zu beenden, indem er endlich ankündigte, dass der Bau der neuen Strecke fortgesetzt wird. Er kritisierte damals jedoch die Kosten des Vorhabens und versprach eine Überprüfung des Streckenverlaufs nördlich von Birmingham.

Nach den derzeit bestehenden Plänen wird HS2 ein Y-förmiges Netz schaffen, das London, Birmingham, Manchester und Leeds verbindet. Es soll bis 2040 fertiggestellt werden, sieben Jahre später als ursprünglich geplant.

Northern Powerhouse Rail, manchmal auch als "HS3" oder "Querschiene für den Norden" bezeichnet, wird schätzungsweise 39 Mrd. GBP kosten und soll Liverpool, Manchester, Sheffield, Bradford, Leeds, Hull und Newcastle durch die Modernisierung bestehender Eisenbahnlinien sowie mit neuen Strecken besser verbinden.

Der Premierminister gab eine Überprüfung beider Projekte als Teil eines neuen "Hochgeschwindigkeitsprojekts Nord" (HS2 North) in Auftrag, das von der Nationalen Infrastrukturkommission geleitet wird. Die Architekten Weston Williamson and Partners, die an der Crossrail-Linie durch London gearbeitet haben, legten Pläne zur Überprüfung vor und forderten die Regierung auf, beide Linien zu integrieren.

Der Vorschlag, der zusammen mit dem Ingenieurbüro Expedition ausgearbeitet worden ist, würde den bisher vorgesehenen Endpunkt vieler HS2-Züge im Bahnhof Manchester Piccadilly ersetzen durch eine Fortführung der Züge in Richtung Leeds.

HS2 plant bisher, einen Tunnel in Manchester zu bauen, bevor der neue Bahnhof für HS2 auf der Ostseite des Bahnhofs Piccadilly ebenerdig errichtet wird. Nach dem neuen Plan würden die Züge jedoch durch die HS2-Tunnel ins Zentrum von Manchester fahren, wobei der Hochgeschwindigkeitsbahnhof unter dem Bahnhof Piccadilly gebaut werden müsste. Dieser wäre dann als Durchgangsbahnhof konzipiert, so dass die Züge von Süden nach Nordosten in Richtung Bradford und Leeds weiterfahren könnten. Ein zusätzlicher neuer Bahnhof könnte auch in der Nähe der Anschlussstelle 20 der Autobahn M62 gebaut werden, um Rochdale und Oldham zu bedienen und somit die Städte zu regenerieren.

Der Bau der HS2-Verlängerung über Manchester würde der Regierung die Möglichkeit geben, auf den östlichen Abschnitt der HS2, der nach den aktuellen Plänen nördlich von Birmingham über die East Midlands und Sheffield nach Leeds verlaufen soll, aufzugeben, was zu Einsparungen in Milliardenhöhe führen könnte. Stattdessen könnte die Regierung einfach die bestehenden Eisenbahnlinien modernisieren.

Die Gruppe, die hinter dem neuen Plan steht, sagte: "Eine bedeutende und weithin anerkannte Schwäche der bestehenden HS2-Planung ist, dass der Bahnhof Manchester Piccadilly ein Endbahnhof sowohl für die HS2 als auch für die Northern Powerhouse Rail-Züge bleiben würde. Dies hat den Nachteil, dass die Fahrten durch Manchester erheblich verlangsamt werden".