Wissenschaftsreport
Potsdam: Automatisiertes Straßenbahndepotprojekt gestartet10.10.2019
In Potsdam soll von einem Konsortium unter der Leitung von Siemens Mobility an der Entwicklung eines vollautomatisierten Straßenbahndepots geforscht werden.
Das dreijährige Projekt AStriD (Autonomous Tram in Depot) wird von der Forschungsinitiative mFUND des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert. Es baut auf früheren Arbeiten von Siemens und ViP Verkehrsbetrieb Potsdam auf, bei denen im vergangenen Jahr eine fahrerlose Straßenbahn in der Stadt demonstriert wurde, die von Siemens-Mobility-CEO Sabrina Soussan als „nächster großer Meilenstein auf dem Weg zu autonomen Straßenbahnen“ bezeichnet wurde.
Ziel ist es, ein „digitales Depot“ zu entwickeln, in dem Straßenbahnen fahrerlos zwischen den Abstellstraßen, der Waschanlage und den Werkstätten bewegt werden können. Dabei sollen die vorhandenen ViP-Einrichtungen die technische Machbarkeit des Konzepts demonstrieren. Die mittelfristige wirtschaftliche Realisierbarkeit der Depotautomatisierung wird als erster Schritt in Richtung eines automatisierten Straßenbahnbetriebs angesehen. Das Projekt wird auch die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Genehmigung und den Betrieb von fahrerlosen Straßenbahnen im Revenue-Service sowie den Geschäftsfall berücksichtigen.
AStriD ist in mehrere Arbeitspakete unterteilt. Siemens Mobility wird für die Entwicklung der automatisierten Straßenbahntechnologie und die Integration des Fahrzeugs in einen von Codewerk bereitgestellten Datenhub verantwortlich sein, der auch die für die Datenintegration erforderlichen Cloud- und Edge-Computing-Systeme bereitstellt. ViP wird die Straßenbahn- und Depotinfrastruktur sowie den Zugriff auf die erforderlichen Daten, Systeme und Einrichtungen bereitstellen. Außerdem werden die Ergebnisse aus Sicht des Bedieners bewertet.
Für die Fahrzeuglokalisierung wird eine von Mapillary zu entwickelnde digitale Karte verwendet. Dabei wird eine cloudbasierte Plattform zur Erfassung und Analyse von Straßenbildern und relevanten Informationen verwendet, die mit künstlicher Intelligenz verarbeitet werden.
Das Projekt wird vom Institut für Informationsverarbeitungstechnologie des Karlsruher Instituts für Technologie unterstützt, das auf Prozessautomatisierung spezialisiert ist. Das Institut für Klimaschutz, Energie & Mobilität wird rechtliche Fragen zum fahrerlosen Betrieb sowie die Auswirkungen auf die Betriebskosten prüfen.
ViP-Geschäftsführer Monty Balisch sagte: „Eine praktische Demonstration der Maßnahmen, die zeitnah umgesetzt werden könnten, wird für uns und die gesamte Branche hilfreich sein. Wir werden prüfen, ob und wie zeitaufwändige Rangiervorgänge in einem Depot vollständig automatisiert werden können.“ Er hielte dies für eine interessante Option, sowohl für das bestehende Depot von ViP als auch für eine geplante zweite Betriebsbasis im Norden von Potsdam.